Ein Roboter als Einkaufsassistent

Care-O-bot Paul hilft Saturn-Kunden

8. November 2016, 12:54 Uhr | Christina Deinhardt
Als Roboter Paul begrüßt Care-O-bot 4 seit Oktober die Kunden bei Saturn in Ingolstadt und begleitet sie zum gewünschten Produkt.
© Saturn

Im Januar 2015 stellte das Fraunhofer IPA den Serviceroboter »Care-O-bot 4« als Prototyp vor. Jetzt darf sich der Helfer erstmals in der Praxis beweisen. Als Roboter »Paul« begrüßt er seit Ende Oktober 2016 die Kunden im Saturn-Markt Ingolstadt und führt sie zu den gewünschten Produkten.

Bereits am Eingang empfängt Paul die Saturn-Kunden, heißt sie herzlich willkommen und führt sie auf Nachfrage auch gleich zu den gesuchten Produkten. Bei verschienen Small-Talk-Themen entpuppt sich Paulzwar als charmanter Gesprächspartner, doch für die Kundenberatung ist Paul noch nicht geeignet. Doch kann er jederzeit seine menschlichen Kollegen per »Voice over IP« zur Unterstützung zu sich rufen. Bevor Paul sich verabschiedet und zum Eingang zurückrollt, stellt er noch einige Feedback-Fragen, um herauszufinden, wie die Interaktion mit ihm bei den Kunden ankommt. »Mit dem Einsatz von Paul bieten wir unseren Kunden die Gelegenheit, einen der fortschrittlichsten Roboter der Welt kennenzulernen«, erklärt Martin Wild, Chief Digital Officer der Media-Saturn-Holding.

Ursprünglich entwickelte das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA den Prototyp des interaktiven Roboters als Assistenzroboter zur aktiven Unterstützung im Haushalt, für Hotels, Pflegeheime oder Krankenhäuser. Drei Jahre lang haben die IPA-Forscher zusammen mit dem Designstudio Phoenix Design und dem Spanntechnikhersteller Schunk an der Fertigstellung seiner vierten Generation gearbeitet. Die Vorgänger des Care-O-Bot 4 wurden seit 1989 primär zur Entwicklung technischer Grundlagen genutzt, doch die neue Generation bildet die Basis für eine kommerzielle Nutzung, dank der modularen Produktfamilie. Nun arbeitet das Fraunhofer IPA daran, die Anwendung für verschiedene Einsatzfelder in der Industrie auszugestalten. Saturn ist der erste Kunde, der den Roboter in der Praxis einsetzt. Das Projekt wird vorerst sechs Monate dauern.

Für seine Aufgabenbereiche im Saturn haben die Wissenschaftler die Soft- und Hardware von Care-O-bot 4 um weitere Features ergänzt. »Wir haben seine Navigation, seine dialogische Kommunikation und seine Mimik spezifiziert und mit den Firmen Semvox und Phoenix Design umgesetzt«, erläutert IPA-Projektleiter Ulrich Reiser. Laserscanner in Schienbeinhöhe geben ihm Orientierung. Mit seiner Frontkamera und der vom Fraunhofer IIS entwickelten Software »Shore« kann er die Laune seines Gegenübers erkennen und eigene Gemütszustände zum Ausdruck bringen. Mikrophone zur Spracherkennung und Kameras zur Gestenerkennung ermöglichen es ihm, zu kommunizieren.

Care-O-bot 4 ist nicht nur als Assistent im Handel geeignet. Dank seinem modularen Aufbau und den offenen Softwareschnittstellen lässt sich das System für verschiedene Anwendungsbereiche nutzen. So könnte der Roboter auch als mobiler Informationskiosk in Einkaufsläden oder Flughäfen, für Hol- und Bringdienste in Heimen oder Büros, für Sicherheitsanwendungen oder als Museumsroboter eingesetzt werden. Im Rahmen der Forschungsplattform von Care-O-bot 4 können Experten aus aller Welt die Soft- und Hardwarekomponenten weiterentwickeln.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Fraunhofer IPA (Institut für Produktionstechnik und Automatisierung)

Weitere Artikel zu Roboter

Weitere Artikel zu Robotersteuerungen