Nur eine Frage der Zeit

Spätestens seit der Vorstellung der Apple Watch im November 2014 ist das Thema Smartwatch in aller Munde. Eine solche schlaue Uhr ist im Prinzip ja nichts anderes als eine Armbanduhr, die neben der Zeit- und Datumsanzeige zusätzliche Funktionalitäten aufweist, die wir bisher meist nur von Smartphones und Computern kennen. Daher sind Smartwatches unter anderem mit einem Display, Sensoren und Aktuatoren (wie zum Beispiel einem Vibrationsmotor) ausgestattet. Wer jetzt denkt, dass eine Smartwatch das Handy ersetzt, irrt in den meisten Fällen allerdings: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Companion Smartwatches und Standalone Smartwatches. Companion Smartwatches arbeiten direkt mit einem Smartphone zusammen. Durch eine drahtlose Verbindung werden sie zum Beispiel via Bluetooth oder WLAN mit einem Smartphone gekoppelt und benötigen dieses in jedem Fall immer in Reichweite, um ihre Fähigkeiten voll entfalten zu können. Standalone Smartwatches sind im Gegensatz dazu vollständig eigenständige Geräte, die nicht auf die Verbindung zu einem Smartphone angewiesen sind. Alle Smartwatches jedoch lassen sich auch mit Apps bestücken und bieten so theoretisch fast unbegrenzte Möglichkeiten und Funktionen.

ODP S3 AUF DER SMARTWATCH – WIE GEHT DAS?

Für seine Evaluationen benutzte SemVox die Standalone-Smartwatch „AW-414.GO“ von simvalley MOBILE. Als autarke Smartwatch verfügt sie über die vollständige Funktionalität eines Smartphones und benötigt keine Anbindung an ein mobiles Endgerät. Mit eingelegter SIM-Karte kann der Nutzer sowohl die Telefon- als auch die Internetfunktion nutzen. Die Software auf Basis der ODP S3-Plattform erlaubt es ihm, die Smartwatch multimodal, also unter Einbeziehung verschiedener Schnittstellen wie zum Beispiel Sprache und Berührung, zu steuern. Alle Eingaben werden durch die SemVox-Technologie semantisch verarbeitet und sinnvoll interpretiert, so dass eine natürliche Interaktion möglich ist.

Bei der Entwicklung des Prototypen samt aller Funktionalitäten und dem Sprachdialog mussten natürlich gewisse Besonderheiten dieser Hardware beachtet werden. So ist zum Beispiel die Größe des Displays ein limitierender Faktor, der es zur Herausforderung macht, die wichtigsten Informationen einzublenden, ohne den User dabei zu überfordern. Das bedeutet, dass der Detailgrad relativ gering gehalten und die Informationen klar und übersichtlich gegliedert dargestellt werden müssen. Beim SemVox-Prototyp wird zum Beispiel die Action Bar ausgeblendet, um mehr Platz für die Content Area zu haben. Selbstverständlich entspricht das User-Interface-Design den Android-Richtlinien für Smartphones. Parallel zur Programmierung der Hauptfunktionen der hier prototypisch implementierten Einkaufs-App (Produktsuche, Anzeige von Produktdetails, Warenkorbverwaltung mit den Operationen „Einkauf abschließen“, „Produkt modifizieren“ und „Einkaufswagen löschen“) entwickelte SemVox-Mitarbeiterin Nadine Matondo-Mvula die Sprachsteuerung: das task-basierte Dialogmodell mit den Ontologien (Semantische Objekte und deren Eigenschaften), NLU (Natural Language Understanding; Spracheingabe), NLG (Natural Language Generation; sprachliche Reaktion des Systems auf die Eingabe) und den Backend Service. Im letzten Schritt wurden dann die Sprachsteuerung und die Anwendungen zusammengeführt. Mit diesem Projekt zeigt SemVox, dass ODP S3 mit der ODP Workbench auch zur Entwicklung von sprachgesteuerten Anwendungen für Smartwatches extrem effizient eingesetzt werden kann.

ÜBER KURZ ODER LANG...

Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Smartwatches so selbstverständlich in unseren Alltag integriert haben wie Smartphones. Hand in Hand mit dem Smartwatch-Trend entwickeln sich Anwendungsfälle und darauf aufbauende neue Geschäftsmodelle. Ein Problem für die Bedienbarkeit jedoch: Weil die Displaygröße bei Smartwatches selbst im Vergleich zu Smartphones sehr eingeschränkt ist, wird die gewohnte Touch-Bedienung nur einen Teil der möglichen Anwendungsfälle am Handgelenk abdecken können. In diesem Zusammenhang spielt die Sprachbedienung eine wichtige Rolle. Sprache ist als Interaktionsform nämlich nicht nur maximal intuitiv sondern kann auch unabhängig von der Displaygröße zu jedem Zeitpunkt jede Art von Funktionalität steuern.

Für SemVox als führenden Anbieter von intelligenten Assistenzsystemen eröffnet der Trend zur Smartwatch eine äußerst interessante Perspektive – Grund genug, die Sprachdialogplattform ODP S3 auch für die schicken Alleskönner verfügbar zu machen und so neue Anwendungen zu ermöglichen und die Bedienung von existierenden Systemen zu vereinfachen.

Schauen wir uns doch mal ein Beispiel für einen typischen möglichen Dialog zwischen menschlichem Nutzer und einer mit dem ODP S3-System ausgestatteten Smartwatch an:

 

 

Nutzer: „Erstelle einen Termin für morgen um 16 Uhr!“

Smartwatch: „Bitte geben Sie einen Namen für den Termin an.“

Nutzer: „Meeting zu Events 2015.“

Smartwatch: „Bitte geben Sie eine Dauer für den Termin an.“

Nutzer: „Drei Stunden.“

Smartwatch: „Dieser Termin überschneidet sich mit dem Termin um 18:30 Uhr mit dem Namen ‚Abendessen mit Martina’. Soll ich den Termin ‚Abendessen mit Martina’ absagen oder die Dauer des Termins ‚Meeting zu Events 2015’ anpassen?“

Nutzer: „Oh, danke! Pass lieber die Dauer an.“

Smartwatch: „Ich habe die Dauer des Events ‚Meeting zu Events 2015’ bis 18:30 Uhr angepasst.“

Nutzer: „Okay. Lade alle zu dem Meeting ein, die auf den Listen ‚Eventmanagement’ und ‚Marketing’ stehen.“

Smartwatch: „Ich habe sieben Personen eingeladen.“

Dieses Beispiel zeigt, wie das ODP S3-System Kontextwissen in seine Dialogführung einfließen lässt und den Nutzer zum Beispiel selbstständig darauf aufmerksam macht, dass es einen Konflikt gibt, den er tunlichst vermeiden sollte. Auch kann das System nach dieser Änderung des Themas dennoch erkennen, dass der Nutzer eine bestimmte Gruppe von Personen zu dem vorher erwähnten Termin einladen möchte – und eben nicht zum Abendessen mit Martina.

Andere Anwendungsmöglichkeiten für eine sprachgesteuerte Smartwatch finden sich im medizinischen Bereich, bei industriellen Anwendungen wie zum Beispiel der Warenwirtschaftskoordination, im Bereich der Logistik ebenso wie in der Hausautomation, wo die Smartwatch das Herausnehmen und Aktivieren des Smartphones zur Steuerung von Funktionen unnötig macht – wie in allen anderen Szenarien auch. Überall dort, wo ein berührungsloser Zugriff auf Informationen oder die gleichzeitige Bedienung von Anwendungen oder Maschinen notwendig sind, kann eine Smartwatch mit Sprachsteuerungsfunktionen dem Nutzer als persönlicher Assistent dienen. Ein auf der ODP S3-Plattform basierendes Dialogsystem trägt somit zur Reduzierung der kognitiven Belastung des Benutzers ebenso wie zur Effizienz und Steigerung der Wirtschaftlichkeit von Softwareanwendungen bei.